Kreis Höxter (r). Auf dem bundesweiten Treffen aller wichtigen Akteure aus dem Bereich der Dorf- und Regionalentwicklung diskutierte das Projektteam Smart Country Side (SCS) unter der Moderation von Dr. Klaus Schafmeister mit rund 200 Fachteilnehmern über die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung im ländlichen Raum. Als Best-Practise-Beispiel präsentierten die verantwortlichen Projektmanagerinnen Heidrun Wuttke und Ann-Kathrin Habighorst die bisherigen Ergebnisse des SCS-Projektes, mit dem Dörfer aus den beiden Kreisen Lippe und Höxter sich fit machen für die vernetzte Zukunft. Der Clou dabei: Bürger aus rund 20 Dörfern erhalten 15 Monate lang die Chance, digitale Anwendungen bedarfsgerecht zu entwickeln und zu erproben sowie ihre digitale Kompetenz zu stärken.

Zuvor wurde das Thema Digitalisierung im ländlichen Raum aus kultursoziologischer Sicht betrachtet. Gemeinsam mit den Teilnehmern, die sich rege an der Diskussion beteiligten, wurde am Ende deutlich, dass der ländliche Raum mit seinen Spezifika Impulsgeber und Vorbild für eine neue nachhaltige digitale Kultur sein kann. Prof. Dr. Stephan Humer, renommierter Internet-Soziologe und Key-Note-Speaker wies in seinem Vortrag darauf hin, dass gerade dem ländlichen Raum im Bereich der sozialen Innovationen eine erfolgsversprechende Entwicklung und Vorreiterrolle zukommt. Dabei kann die Digitalisierung nur als Mittel zum Zweck verstanden werden, die dazu beiträgt, Mobilität, Ehrenamt, Teilhabe und das Miteinander vor Ort zu stärken: „Die direkte nachbarschaftliche Kommunikation, das füreinander Dasein und Sorgen sowie das Miteinander von Jung und Alt sind wichtige Faktoren, die das Dorf im Kern zusammenhalten,“ meint Humer. So sind soziale Räume, das heißt Treffpunkte der Menschen vor Ort auch künftig von besonderer Bedeutung.

Auf diese Notwendigkeit wies auch die stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrates für die ländliche Entwicklung, Frau Prof.Dr. Claudia Neu hin. Florian Kreker, Projektmanager der Projektwerkstatt Gesundheit 4.0 und enger Kooperationspartner von Smart Country Side, präsentierte ergänzend neue Wege für ein gesünderes und längeres Leben im Dorf. MdB Christian Haase, der ein kurzes Statement für die Potenziale des ländlichen Raums in OWL abgab, ergänzte die Veranstaltung mit seinem zutreffenden Hinweis, dass ländliche Räume schnelles Breitband benötigen, damit eine Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland möglich sei. Und MdB Karin Vieregge resümierte abschließend: „Die Dörfer werden durch die Digitalisierung besonders gewinnen und mehr Menschen die Vorteile eines Lebens in Dorfgemeinschaften erkennen und nutzen.“ Davon profitierten dann entlastete Ballungsgebiete, der ländliche Raum mit seinen demografischen Problemen und die lokale Wirtschaft.

Während des anschließenden Empfangs des Bundesministeriums für ländliche Entwicklung auf der Grünen Woche und dem 2. Veranstaltungstag wurde intensiv weiter diskutiert und zahlreiche Kontakte wurden geknüpft. Das bundesweite Leuchtturmprojekt Smart Country Side ist für Wohlfahrtsverbände, kirchliche Einrichtungen, Kommunen und Städte sowie die Politik von großem Interesse – besonders die nun beginnende Umsetzungsphase. „Es scheint, als könnten die beiden Kreise Lippe und Höxter, auch dank der erfolgreichen Zusammenarbeit, bundesweit zu einer Referenzregion für die Digitalisierung des ländlichen Raums werden“, freut sich Heidrun Wuttke, Projektmanagerin des SCS-Projektes.

Info: Smart Country Side und Gesundheit 4.0 sind zwei von 10 Projekten des integrierten Handlungskonzeptes OWL 4.0, die gemeinsam das Ziel verfolgen, die stattfindende digitale Transformation zu dynamisieren. Sie zeigen innovative Lösungen und Chancen der Digitalisierung in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen auf und setzen exemplarisch Modellprojekte um.

Foto: Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter mbH c/o Kulturland Kreis Höxter